Die Hangpyramide Sommerhälde bei Kürnbach

Diese komplexe Anordnung dreier Cairns und einer Hangpyramide liegt auf einem Berg ca. 1 km östlich der Gemeinde Kürnbach/Baden, in einem Wald namens Sommerseelach. Von diesem hochgelegenen Areal öffnet sich der weite Blick über das tiefer liegende Land bis zum westlichen Horizont.

Auf dem Berghang unterhalb der Cairn-Nekropole erhebt sich eine neunstufige Hangpyramide (Bild 1) vom Tal bis hinauf zur Bergkuppe über rund 80 m Höhendifferenz. Die letzte diese Bauwerksstufen bildet zugleich einen 60 m langen Cairn, dessen Megalithgrab von der Bergkuppe aus betreten werden kann (Cairn I).

Parallel zu diesem wurde ein zweiter Cairn (Cairn II) vor einer Felswand errichtet. Diese durchgehende, im rechten Winkel abknickende Steinbruchwand, deren Flügel nach Westen und Norden gerichtet sind, umgrenzt die ganze Nekropole. Als größtes Bauwerk erstreckt sich ein etwa 250 m langer Lang-Cairn (Cairn III) am Nordhang in West-Ost-Richtung vor der nördlichen Felswand.

Der Besucher registriert im allgemeinen gar nicht die Form und das Ausmaß des 3. größten Cairns, da der Waldweg über die Böschung von Cairn II unmerklich auf seine Kuppe hinauf führt und man diese Kuppe fälschlicherweise als Steinbruchgrund annimmt. Der Cairn III ist folglich nicht besonders hoch, etwa 2 – 2,5 m. Erst wenn man den Umriss dieses nördlichen Cairns vollständig umschritten hat, was aufgrund des Unterholzes nicht so einfach ist, erschließt sich einem eine Besonderheit des Cairn-Ensembles, die man auf dem Plan ganz oben eingezeichnet findet und den archäologischen Fachmann, als auch den Historiker interessieren dürfte.

Es sind die mit Wällen versperrten einstigen Zugänge oder Tore auf dem Niveau des ursprünglichen Steinbruchgrunds (in der Planskizze grau gezeichnet). Der ehemalige Zugang im Westen, gleich neben der Hangpyramide, wird durch eine große rechteckige Vertiefung im Fels gebildet, die wir Schlangengrube getauft haben. Diese trennt Cairn III von Cairn I. Beide Seiten der Schlangengrube sind durch Wälle abgeriegelt. Am nordöstlichen Ende von Cairn III gibt es ein weiteres. Es liegt am Ende eines Hohlwegs, der hier den Berg herauf führt. Von dort war auch das Tor im Westen am nördlichen Ende von Cairn I zu Fuß erreichbar. Es musste dazu die Geländestufe am Nordhang, auf der Cairn III sitzt, als Weg dorthin benutzt werden. Das Nordtor bot aber vor allem einen Zugang zur schmalen Gasse zwischen Cairn III und der nördlichen Felswand, die heute mit Schutt und Geröll versperrt ist. Wir vermuten dort das bzw. die Portale zu den Gangräbern in Cairn III.

Offenbar war die Schlangengrube ursprünglich das Westtor zur Nekropole, das wie das Nordtor nach Belegung der Gräber ein für allemal geschlossen wurde. Erst später bahnte man einen neuen Weg in das Terrain, den heutigen Waldweg, der über die Böschung von Cairn II auf Cairn III führt und die ganze Strecke auf dessen Kuppe verläuft. Der Besucher bemerkt es daher nicht, dass er die ganze Zeit auf einem über 250 m langen Cairn spazieren geht.

Solche senkrechten viereckigen Einschnitte in den Felsgrund, wie man sie in der Schlangengrube vorfindet, kann man auch in der Etrusker-Nekropole von Cerveteri besichtigen. Dort wurden an der Basis der Felswände Eingänge zu waagrechten Felsstollen gefunden. In Kürnbach jedoch ist der Felsgrund noch unter meterhohen Verschüttungen verborgen, also viel Grabungsarbeit zu leisten.

Vom Nordtor erreicht werden konnte vmtl. auch der Felsgang Kössler 2. Der Hohlweg, der dort einst das Nordostende von Cairn III umrundete, ist heute durch eine künstliche Steinsetzung durchtrennt, auf der nun der Waldweg verläuft. Die Fortsetzung dieses Hohlwegs führt, unter heutigem Bodenniveau, im Süden von Cairn III an der nördlichen Felswand entlang bis zu einer Felsnase. Hinter dieser beginnt der Felsgang Kössler 2. Bei der Grabung 2003 wurde unter der Felsnase eine Höhlung entdeckt, die leider noch nicht untersucht werden konnte, aber offenbar eine Verbindung zwischen Nordtor-Gasse und Felsgang Kößler 2 herstellt.

Das Bauwerk wurde 2001 vom Vermessungsbüro Mario Sälzler/Pfinztal-Berghausen geodätisch vermessen. Dabei wurde festgestellt, dass es offenbar aus zwei einzelnen, verschieden hohen Cairns besteht, die aneinander gebaut wurden, denn eine durchgehende Trennwand wurde auf der Kuppe freigelegt.

Ein zweiter Hohlraum in diesem Cairn wurde bei geoelektrischen Messungen des geophysikalischen Instituts der Universität Karlsruhe von Philipp Heidinger im Sommer 2006 festgestellt. Daneben dürfte es noch weitere Ganggräber gegeben haben, deren Portale auf der gerade verlaufenden Fundamentmauer gesessen haben könnten, die bei dem teilweisen Einriss des Bauwerks (Nord-Ost-Ecke) zerstört worden sein dürften. Beide Cairns wurden also unabhängig voneinander das Opfer von Steinbrucharbeiten.