Würzburg-Randersacker Nord-Nekropole auf dem Sonnenberg

Die Megalithkultur des deutschen Mittelgebirges bietet Monumente, die alles in den Schatten stellen, was bisher aus dieser Architekturepoche Europas bekannt geworden ist. Wenn die akademische Wissenschaft sich endlich damit befassen würde, müsste sie feststellen, dass ihr altes Lehrgebäude wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Was hierzulande in die Berghänge hinein gebaut vorhanden ist, steht nicht beziehungslos im Raum, sondern zeigt völlig neue Verbindungen zu Gegenden Europas, die nach gängigen Theorien völlig unerklärlich sind.

Auf dem Sonnenstuhl nahe Würzburg-Randersacker, unmittelbar südlich des Marsberges mit seiner enorm großen Megalith-Nekropole und drei gefundenen Grabkammern, befinden sich gleich zwei weitere Grabkomplexe, die Süd-Nekropole mit einer noch nicht bezifferten Anzahl von aufgereihten Cairns in einem lang gezogenen Steinbruch und die Nord-Nekropole, die nach ersten Besichtigungen ein dominant großes Monument aufweist, evtl. weitere Cairns besitzt, die noch evaluiert werden müssten. Die Stätte ist als „Naturdenkmal“ geschützt.

Dieses kolossale Monument allerdings ist ein Glücksfall, denn es bietet auf der Rückseite perfekt erhaltene Mauerzüge über mehr als 80 Meter Länge auf beiden Seiten des umgebenden Ganges. Offenbar war es den Plünderern zu unbequem, dort ihre Bausteine zu beschaffen und damit die Fassaden des Monuments zu zerstören. Unser Glück, denn nun ist die beste Architektur der deutschen Megalithik nahezu im Originalzustand erstmals hier in einer umfangreichen Foto-Galerie am Ende dieses Berichts zu bestaunen.

Dieses Monument hat es wahrhaft in sich. Genaue Messungen konnten noch nicht durchgeführt werden, wenn allerdings die Einträge in die topografische Karte stimmen, dehnt es sich auf einer Breite von ~75 m und einer Länge von ~175 m aus. Der architekturhistorische Vergleich erkennt es zweifellos als eine Allée Couvert, ein Gang- oder Galleriegrab. Die zu sehende U-form ergibt sich aus einem langen zentralen Gang, der eine Breite von geschätzt 10 m hat und ursprünglich mit Felsplatten gedeckt gewesen sein dürfte, wie vergleichbare Exemplare in der Bretagne. Eine Spannweite dieser Größe ist allerdings bisher noch nicht beschrieben worden. Eventuell gab es Stützpfeiler in der Mitte des Ganges. Wenn es von der Wissenschaft als Megalithmonument akzeptiert wird, haben wir hier die größte Allée Couvert der Welt vor uns. Ein wahrer Gigant. Das Monument ist so groß, dass die Bezeichnung Mausoleum sicher nicht unangebracht ist.

Außergewöhnlich ist auch eine Applikation dieses Ganggrabs, nämlich eine lange Struktur aus Bruchsteinen und Erde, die unmittelbar vor dem Monument auf den Hang gesetzt wurde und die direkte Fortsetzung des zentralen Ganges bildet. Ähnliche Formationen sind vom Ringwall auf dem Odilienbeg im Elsaß bekannt, dort allerdings aus dem anstehenden Fels gehauen, und vom Bärenstein bei Horn: die Kanzel.