Der dreigestufte Cairn von Oberderdingen

Dieses imposante Bauwerk ragt auf einem der hohen Berge, die sich östlich von Oberderdingen, Kürnbach und Sulzfeld in Nord-Süd-Richtung erstrecken und sich weit über die niedrigeren, bis zum Rhein reichenden Hügel des Kraichgaus erheben. Es handelt sich, wie die nur 5,5 km entfernte Kruschhälde bei Sulzfeld, um einen dreigestuften Cairn mit einer Länge von etwa 90 m. Das komplexe Areal zwischen den (in der Skizze unten rot eingezeichneten) Felswänden wird durch ein Tor im Fels betreten. Zwei hohe Cairns erheben sich jeweils rechts und links. Bruchsteine und Reste von gesetztem Mauerwerk treten immer wieder aus dem lehmigen Hang hervor.

Der Weg führt in leicht gewundener Linie (zum Vergleich der Grabgang Geise I in Würzburg, siehe Kapitel Grabkammern) zu zwei rechteckigen Felsräumen, von denen der rechte steil in die Tiefe reicht. In etruskischen und anderen Felsnekropolen besitzen die unterirdisch liegenden, zum Himmel offenen Felsräume Portale in den Felswänden, die sich zu Felskammern öffnen. Hier ist von diesen noch nichts zu erkennen, da die Verschüttung mit Bruchsteinen, Geröll und Lehm mehrere Meter hoch z. T. bis zur Felskante hinauf reicht.

Der linke Felsraum dagegen enthält zwei große Halden, die man vmtl. als kleinere Satelliten-Cairns ansprechen kann.

Von diesem Felsraum, der an der nördlichen Felswand überkragende Partien aufweist, kann ein schmaler langer Raum zwischen Cairn und umgebender Felswand betreten werden. Man muss dazu über einen mehr als mannshohen Wall steigen, der den Zutritt versperrt. Im hinteren Ende des Raums findet man nun nach der Ausgrabung an der Nordwestecke einen monolithischen Altar mit schräger Tischfläche, der aus dem glatten Felsgrund gemeißelt wurde und durchgehend glatte Flächen besitzt.

Eigenartig ist auch die abknickende Felswand, die im Norden das Areal zum steilen Abhang abschließt und als relativ schmale Felsmauer (etwa 3 m dick) stehen gelassen wurde. Im Altarraum baute man ihr trocken gesetztes Mauerwerk vor. Hier kann auch die sehr gut erhaltene Trockenmauer der Basisstufe des Cairns gegenüber besichtigt werden.

Ein weiterer Felsraum öffnet sich im Süden der Hauptpyramide. Dieser kann von einem anderen Weg, der am Tor westwärts den Hang hoch führt, betreten werden. Dort begegnet man einem weiteren Satelliten-Cairn, der wohl als Sichtblende gen Westen, also zur Talseite hin diente.

Cairn-Pyramiden. Megalithbauten einer vergessenen Hochkultur.

Die Form des Gesamtbauwerks ist eigenartig, insbesondere wegen des nördlichen Bereichs, dessen Ebenen ebenfalls stufenförmig ansteigen, wobei die Ebene oberhalb des Altarraums über eine Rampe vom Hauptweg betreten wird. Sie umschließt den ganzen Altarraum. Bei Grabungen hinter dessen Ummauerung gewann man den Eindruck, dass die Felswände und die gemauerten Teile mit dem natürlichen Grund bzw. dem Lehm zu verschmelzen scheinen. Lehm ist also offensichtlich eine Hauptkomponente des Baumaterials.